Moderne Magie

Klemens Klemmer, 1998

„Kunstzeitung", September 1998

Der deutsch-israelische Architekt Zvi Hecker, der 1931 in Krakau geboren wurde und seit 1950 in Israel lebt und arbeitet, erstrebt in seiner Architektur eine Synthese zwischen dem Symbol und der Arte Povera. In Israel baute er Wohnhäuser und das historische Museum in Tel Aviv. lm September 1995 wurde nach seinen Plänen in Berlin die Heinz-Galinski-Grundschule eingeweiht. Zwar wurde sein Wettbewerbsentwurf zum Neubau der Synagoge in Dresden (1997) nicht verwirklicht, ein Jahr zuvor jedoch gewann der Architekt den Wettbewerb für den Bau des neuen jüdischen Gemeindezentrums in Duisburg, das nun im November offiziell eingeweiht werden kann.

Zvi Hecker ist ein Individualist, und deshalb gibt es für ihn keine explizit jüdische Architektur. Die Vorbilder für seine Baukunst sieht er in der für Sinnbilder offenen Kunst eines Joseph Beuys, Mario Merz oder Giovanni Anselmo. Die moderne Magie von Zvi Heckers dynamischen Räumen verdankt sich, abgesehen von diesen Vorbildern, allerdings besonders der komplexen Persönlichkeit des Architekten. Dazu gehören seine Vorfahren, seine Bildung, seine Kultur und seine Erfahrungen.

Zvi Hecker arbeitet ausschließlich mit symbolischen Formen. In der Berliner Heinz-Galinski-Schule ist es das Motiv der Sonnenblume, beim Synagogen-Entwurf für Dresden die Negativform der zerstörten Synagogen des Architekten Gottfried Semper - das Abwesende formt das Anwesende -, und für das jüdische Gemeindezentrum in Duisburg wählte er als Leitgedanken das aufgeschlagene Buch; fünf Baukörper bilden einen geöffneten Fächer. Sie verkörpern die Passagen der jüdischen Geschichte Duisburgs in der neuen Synagoge.

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